Impuls vom 25.01.2013

Bischofsweihe

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Zunächst ein herzliches Dankeschön für Ihr tapferes Aushalten im winterlich kalten Dom zu Regensburg! Danke, dass Sie mit mir gefeiert und mit mir und für mich gebetet haben!

Hoffentlich ist es Ihnen gegangen wie mir: Wenn auch die Füße langsam kalt und die Hände eiskalt wurden im Herzen, von innen her, ist es uns warm geworden in dieser herrlichen Feier! Vergelts Gott den Zelebranten Kardinal Marx, Erzbischof Gerhard Ludwig und Bischof Franticek. Vergelts Gott dem Chor der Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Roland Büchner und Herrn Prof. Stoiber an der Orgel. Vergelts Gott für Ihr / für Euer aller Mitfeiern und Mitbeten, auch denen, die in den benachbarten Kirchen St. Johann, in der Alten Kapelle und in der Niedermünsterkirche mitgefeiert haben und den vielen, die über das Fernsehen mit dabei sind.

Liebe Schwestern und Brüder!

Es ist für mich ein außerordentlich bewegender Moment, zum ersten Mal mit der Mitra vor Ihnen zu stehen als neuer Bischof, und in der Hand als Stab den so genannten Wolfgangstab, der in seiner Krümme den großen heiligen Vorgänger zeigt.
Vom heiligen Wolfgang habe ich zum ersten Mal von meiner Mutter gehört – liebe Mutter, ich freue mich sehr, dass Du unter uns sein kannst, zusammen mit meinen Geschwistern und den Nichten und Neffen , Du hast uns erzählt vom heiligen Wolfgang, im Zusammenhang mit der Gründungslegende Deines Heimatortes Kladrau in Böhmen. Der heilige Wolfgang, so wird erzählt, hatte auf seinem Weg nach Prag im Wald bei einer Gruppe von Waldarbeitern Rast gemacht. Er schnitzte aus einem gefällten Baum ein Kreuz, rammte es in die Erde und verhieß: An jener Stelle werde einmal der Hochaltar einer großen Kirche stehen. Die Kirche des 1115 gegründeten Klosters Kladrau versteht sich als Erfüllung dieser Verheißung.

Es war dieser Bischof Wolfgang, der im Jahr 973 Ja sagte zu einem neuen Bistum, das aus den böhmischen Gebieten der Diözese Regensburg entstehen sollte. Die Einwände des Regensburger Domkapitels ließ er nicht gelten. Wirtschaftliche Bedenken waren für ihn zweitrangig. Er dachte, wie ein Bischof denken muss, nämlich als leidenschaftlicher Seelsorger. Sein Argument ist überliefert:

"Wir sehen im Boden jenes Landes eine kostbare Perle verborgen, die wir nicht gewinnen können, ohne unsere Schätze zu opfern. Deshalb hört: Gern opfere ich mich selbst und das Meinige auf, damit dort die Kirche erstarke und das Haus des Herrn festen Boden gewinne".

Unter dem Elternhaus meiner Mutter in Kladrau endete ein Silber-Stollen aus dem verzweigten Stollennetz des benachbarten Mies (zu Tschechisch: Stribro = Silber).
Nehmen Sie mich, liebe Regensburger, als eine kleine Silber-Münze aus dem geistigen Bodenschatz Böhmens, gleichsam, wenn ich das einmal augenzwinkernd sagen darf, als eine späte Entschädigung für die großherzige Freigabe des Bistums Prag durch den heiligen Bischof Wolfgang.

Lieber Bischof Franticek aus dem nach der Wende neugegründeten Bistum Pilsen, zu dem Kladrau nunmehr gehört und mit dem Regensburg eine Partnerschaft pflegt: Seit etlichen Jahren schon darf ich in Kladrau jährlich das Patrozinium "Mariä Himmelfahrt" feiern genau an dem Ort, an dem Wolfgang der Legende nach das Kreuz in die Erde stellte – vor ein paar Jahren auch einmal mit Ihnen, meinem Vorgänger, Bischof Manfred. Darüber hinaus feiere ich im Heimatort meines unvergessenen Lehrers Pater Victricius Berndt in Waltsch, ebenfalls zu Pilsen gehörig, jedes Jahr das Patrozinium "Johannes der Täufer". Es ist für mich immer wie eine Rückkehr zu den Wurzeln meines Glaubens. Dieser Glaube hat getragen, auch damals in schlimmen Zeiten, als die Brücken zwischen den Menschen und den Völkern niedergerissen wurden. Ohne das Zeugnis dieses auch in schweren Zeiten bewährten Glaubens stünde ich heute nicht hier. Dieser Glaube hat auch geholfen, neu Brücken zu bauen zwischen unseren Völkern. Lieber Bischof Franticek, unsere Verbundenheit hat bereits eine lange persönliche Geschichte. Dass Sie mir heute die Hände aufgelegt haben, bewegt mich tief. Ich fühle mich heute an Ihre Seite gerufen, damit wir weiterhin Brücken bauen, viele Brücken. Brücken, die uns Europäer zueinander führen. Brücken, die uns im Gebet vereinen. Brücken, die den Menschen den Weg öffnen zu Jesus Christus und seiner Frohen Botschaft – in Bayern wie in Böhmen.

Wer seine Her-Kunft in Christus sieht, der wird auch die Zu-Kunft gestalten können.

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

mit dem Bischofsamt wird mir eine besondere Verantwortung für den Glauben anvertraut- nicht Asche zu hüten, sondern der Fackel des Glaubens eine Brücke in die Zukunft zu bauen, ein Feuer weiterzugeben, das in unseren Herzen brennt und uns zu leben hilft – darum geht es- den Glauben an den lebendigen Gott zu bezeugen, der uns in Jesus Christus als Menschenbruder nahe gekommen ist.

Glauben heißt: GOTT groß zu schreiben, IHN groß sein zu lassen. Darin sehe ich die erste und wichtigste Aufgabe für uns Christen in der Gegenwart unseres Landes und in seiner Zukunft. Das ist der wichtigste Dienst, den wir als Kirche den Menschen anzubieten haben.

Liebe Väter, liebe Mütter, lassen Sie Gott groß sein in der Mitte Eurer Familien, damit Ihre Kinder in der Geborgenheit Seiner Liebe aufwachsen können.

Liebe Priester und Ordensleute, die Sie so zahlreich gekommen sind, und die Sie schon durch Ihre Lebensform ein Zeugnis geben für die Frohe Botschaft: Stärken Sie die Menschen im Glauben und seien Sie mit mir Brückenbauer für Gottes Gegenwart hinein in unsere Welt.

Liebe Schwestern und Brüder, die Sie Ihre Arbeit tun als Handwerker, Industriearbeiter, Bauern, Beamte, Politiker, Unternehmer oder wo auch immer: lassen Sie Gott groß sein in Ihrem Arbeitsalltag zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen.

Sie alle haben durch Taufe und Firmung Anteil am Leib Christi und an seiner Sendung als Lehrer, Hirte und Priester. Alle hat er uns berufen und befähigt, Zeugnis zu geben für ihn- und zwar dort, wo der Herr uns hingestellt hat: im Beruf, in der Familie, in der Wirtschaft, im öffentlichen Leben und eben auch im Bischofsamt: Verschiedene Dienste, eine Sendung, dafür zu sorgen, dass Gott groß geschrieben wird. In dieser gemeinsamen Sorge sind wir alle Kirche!

Ich bin bereit, als Ihr neuer Bischof voranzugehen als erster Beter und als erster Glaubensbote. Aber ich brauche Euch, ich brauche Sie alle. Ohne Euch geht es nicht.

Mit Ihnen aber, dann, wenn wir an einem Strang ziehen, kann ich meinen Dienst entfalten. Als Kirche, die eins ist in Christus, werden wir den Menschen auch unserer Tage die Botschaft gewinnend weitersagen können, das Evangelium, das ich in den Worten des Apostels so wunderbar zusammengefasst sehe, die Sie fortan auf meinem Wappen werden lesen können und die ich Ihnen abschließend zurufe:

Christus ist unter Euch- Er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit!


(Ansprache von Bischof Rudolf Voderholzer nach der Bischofsweihe am 26.01.2013)