Impuls vom 06.01.2015

Wanderung der Menschheit

Epiphanie ist ein Fest des Lichtes. "Auf, werde licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht, und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir" (Jes 60,1). Mit diesen Worten des Propheten Jesaja beschreibt die Kirche den Inhalt des Festes. Ja, der ist in die Welt gekommen, der das wahre Licht ist und der die Menschen Licht werden läßt. Er schenkt ihnen die Macht, Kinder Gottes zu werden (vgl. Joh 1,9.12). Der Weg der Weisen aus dem Morgenland ist für die Liturgie nur der Anfang einer großen Prozession, die sich die ganze Geschichte hindurch fortsetzt. Mit diesen Menschen beginnt die Wanderung der Menschheit zu Jesus Christus – zu dem Gott, der im Stall geboren wurde- der am Kreuze starb und der als Auferstandener bei uns bleibt alle Tage bis zur Vollendung der Welt (vgl. Mt 28,20). Die Kirche liest die Erzählung im Matthäus-Evangelium zusammen mit der Schau des Propheten Jesaja, die wir in der ersten Lesung gehört haben: Der Weg dieser Männer ist nur ein Anfang. Zuerst waren die Hirten gekommen – die einfachen Seelen, die näher bei dem Gott wohnen, der ein Kind wurde, und die leichter zu ihm "hinübergehen" (Lk 2,15) und ihn als Herrn erkennen konnten. Aber nun kommen auch die Weisen dieser Welt. Es kommen Große und Kleine, Könige und Knechte, Menschen aller Kulturen und aller Völker. Die Männer aus dem Morgenland sind die ersten, denen viele folgen alle Jahrhunderte hindurch. Nach der großen Vision des Jesaja sagt die Lesung aus dem Epheser-Brief das Gleiche nüchtern und einfach aus: Die Heiden sind Miterben geworden (vgl. Eph 3,6). Der Psalm 2 hatte es so ausgedrückt: "Ich gebe dir die Völker zum Erbe, die Enden der Erde zum Eigentum" (Ps 2,8).
Die Weisen aus dem Morgenland gehen voraus. Sie eröffnen den Weg der Völker zu Christus.

(Benedikt XVI.)