Impuls vom 21.02.2009

Ob Jesus gelacht hat?

Mit dem Thema "Christentum und Freude" ist das gar nicht so einfach, wie ich dachte. Vor einiger Zeit blätterte ich in einem älteren frommen Erbauungsbuch. Da fiel mein Blick auf eine Stelle, wo der ehrenwerte Verfasser sich und seinen geneigten Lesern allen Ernstes die Frage vorlegt, ob Jesus einmal gelacht habe. Es mag Leute geben, die daraufhin das ganze Neue Testament nach Pointen absuchen. Aber ich vermute fast, sie finden nichts darüber. Wohl schon deshalb, weil die Freude, das Lachen eine so selbstverständliche Sache im Menschenleben ist, dass man gar nicht eigens davon redet. Die Bibel hält es ja auch nicht für erwähnenswert, dass Jesus sich gewaschen oder gekämmt hat, welche Haarfarbe oder Leibesgröße er hatte und was er gerne aß.
Aber dass Jesus sein Evangelium, die Befreiungs- und Freudenbotschaft für die Welt, nicht ohne Freude, nicht düster und humorlos vorgetragen haben kann, das weiß ich. Soviel gute, erdnahe, befreiende fröhliche Menschlichkeit spricht aus dem, was er sagt und was er tut und wie er lebt. Natürlich hat er gelacht!

Nehmen wir die Geschichte von der Hochzeit in Kana. Jesus, so heißt es, machte da den Anfang mit seinen Taten, die Sache geschah also nicht zufällig. Voraus geht der Bericht von dem Bußprediger Johannes am Jordan. Er hatte auf Jesus gedeutet: Seht da, das ist das Opferlamm Gottes! Auf dieses Wort hin folgten ihm zwei der Johannesjünger. Sie bleiben bei ihm. Sie bringen andere herbei. Menschen sammeln sich um ihn. Der Evangelist schreibt nun: Drei Tage darauf fand ein Hochzeitsfest statt in Kana in Galiläa. Die Mutter Jesu war dort, aber auch Jesus kommt dazu. Man hat den jungen Mann aus Nazaret eingeladen. Er bringt seine Jünger mit. Vielleicht hat er fragen lassen: Kann ich meine neuen Freunde mitbringen? Ja, hat man gesagt, alle sind willkommen! So erscheint er beim Fest. Er sitzt mitten unter den Leuten, die sich freuen, die den großen Tag feiern. Die Jünger, eben noch Schüler des Bußpredigers, sitzen bei ihm. In der Wüste haben sie gefastet, nun sind sie Jesus nachgefolgt, und was tun sie? Sie feiern.

Die Bibel verschweigt nicht, dass viele Anstoß nahmen. Wie kann einer feiern wie alle, wenn er ein Mann Gottes sein will? Jesus stellt sich den Kritikern: "Als Johannes auftrat und nichts aß und trank, da fand man, er sei vom Teufel besessen. Dann kommt der Menschensohn und isst und trinkt, nun sagt ihr: Seht doch, den Fresser und Säufer, den Freund der Betrüger und Gottlosen!"

Nein, es ist nicht berichtet, dass Jesus etwa steif und würdevoll, auf Mäßigung bedacht und vor den Gefahren des Alkohols warnend, unter den Hochzeitsgästen saß. Es wird so gewesen sein, wie es Paulus den Christen riet: "Seid fröhlich mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden!"
Können wir uns das vorstellen: Jesus, den wir Erlöser nennen, trinkend, lachend, singend, ein junger Mann in einer ausgelassenen Hoichzeitsgesellschaft? Fröhlich und Freude schenkend - wir wissen ja, dass er Wein im Überfluss ausschenkte, damit kein Ende der Freude sei?
Und ich darf noch an etwas anderes erinnern. Als er einmal gefragt wird, wie man sich die kommende Herrlichkeit Gottes, den Himmel, vorstellen könne, da spricht er so: "Das Himmelreich gleicht einer Hochzeit, ja, da geht es zu wie bei einem Hochzeitsmahl!"

O Herr, sei bei uns, mitten unter uns, wenn wir uns freuen, damit wir uns freuen! Und lass uns dabeisein, wenn gefeiert wird bei Gott im Himmel!

(Lothar Zenetti)