Impuls vom 03.05.2019

Woche für das Leben

Geleitwort von Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland


Seit nunmehr 25 Jahren begehen wir die ökumenische Woche für das Leben. Wir sind sehr dankbar, dass sich über eine so lange Zeit Christen gemeinsam für den Schutz des menschlichen Lebens engagieren und die unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen bewusst machen.

In diesem Jubiläumsjahr widmen wir uns unter dem Titel »Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern« der Suizidprävention. Jedes Jahr nehmen sich ca. 10.000 Menschen das Leben, weil sie in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen, weil sie verzweifelt, hoffnungslos oder krank sind. Wir wollen den Hintergründen von Depression und Todeswunsch nachgehen und Wege für eine bessere Sorge um suizidgefährdete Menschen eröffnen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es der Beteiligung auch möglichst vieler gesellschaftlicher und kirchlicher Einrichtungen. Gerne möchten wir deshalb die vielfältigen Beratungsstellen der Kirchen in der Öffentlichkeit stärker bekannt machen. In den Hilfsangeboten z. B. der Telefonseelsorge, der Caritas und der Diakonie stehen gut ausgebildete, oft ehrenamtliche Mitarbeiter ihren Mitmenschen als Gesprächspartner zur Verfügung. Sie wissen, wie wichtig der persönliche Beistand in schweren Krisen sein kann.

Aufmerksam für suizidgefährdete Menschen zu sein, ist aber eine Aufgabe von uns allen. Nicht immer ist eine Selbsttötung zu verhindern. Angehörige und Freunde und oftmals professionelle Berater, die dem Toten verbunden waren, erfahren dann selbst Leid und Trauer. Als Christen wollen wir unseren Mitmenschen beistehen in ihrem Nachdenken über das, was sie hält und trägt, und über das, was brüchig und dunkel ist. In solchen Begegnungen kann jemand, der sein Leben nur noch negativ sieht, wieder Nähe und Zuspruch erleben. Dieser Dienst macht die Zusage Gottes erfahrbar, uns in der Not niemals allein zu lassen und unser Leben zu bejahen, wie auch immer die Umstände aussehen mögen. Gottes Geist ermutigt immer zum Leben. »Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus« (Jes 42,3). Er ist Leben spendend und richtet auf.

Das diesjährige Themenheft trägt unterschiedliche Ansätze der Suizidprävention zusammen: den medizinischen, psychologischen, pädagogischen und pastoralen Umgang mit Suizidgefährdung. Es zeigt auf, welche Hilfen und Perspektiven der christliche Glaube in Verbindung mit professioneller Unterstützung anbietet und schlägt Elemente für einen ökumenischen Gottesdienst vor. Die katholische und die evangelische Kirche laden dazu ein, sich mit dem schwierigen Thema der Suizidprävention offen auseinanderzusetzen. Mit der diesjährigen Woche für das Leben zeigen wir, dass wir zur Stelle sind, wenn Menschen uns brauchen, und dass wir ihnen helfen möchten, eine Krise zu überwinden und neue Lebensperspektiven für sich zu entwickeln.

www.woche-fuer-das-leben.de