Impuls vom 22.07.2019

Gott "verstehen"

Der Geist, der sich anstrengt, Gott zu "verstehen", ist nicht mit dem Geizhals zu vergleichen, der einen Haufen Gold - eine immer beträchtlichere Summe von Wahrheiten - sammelt.
Er gleicht auch nicht dem Künstler, der fortwährend einen Entwurf neu vornimmt und ihn jedes Mal etwas weniger unvollkommen gestaltet, um sich schließlich im ästhetischen Genuss seines Werkes auszuruhen.
Er gleich vielmehr dem Schwimmer, der sich, um sich über Wasser zu halten, im Meer voranbewegt, und mit jedem Zug einer neuen Welle zu begegnen hat. Unaufhörlich stößt er die sich immer neu bildenden Vorstellungen zur Seite, wobei er wohl weiß, dass sie ihn tragen, dass aber bei ihnen zu verweilen, sein Untergang wäre.

(Henri de Lubac)