Impuls vom 24.06.2020

Hauskirche

„Aus seiner Kindheit … hat Benedikt oft erzählt, und da sieht man, was „Hauskirche“ in diesem Sinne meint: Am Samstagabend nahm der Vater nach dem Abendessen mit einer gewissen Feierlichkeit das christliche Hausbuch vom Regal und las der Familie die Epistel und das Evangelium des darauffolgenden Sonntags vor und eine kurze Auslegung, wie es in dem Hausbuch aufgeschrieben war. So waren alle schon einmal mit der Botschaft des Glaubens in Verbindung gekommen und auf den Sonntag eingestellt. Auch für einen Jahrhundert-Theologen und den größten Prediger auf dem Stuhl Petri seit den Päpsten Leo und Gregor waren Vater und Mutter die ersten Evangelisten, die ersten Missionare. Mit der Regensburger Sonntagsbibel haben wir ein aktuelles Hausbuch dieser Art, noch dazu mit einem Gedanken von Papst Benedikt zu jedem Sonn- und Feiertag.

Das gilt auch vom heutigen Evangelium: Die Worte Jesu sind ganz persönlich auch für Sie gesagt: Fürchtet Euch nicht! Ihr seid doch viel mehr wert als die Spatzen.
Und Papst Benedikt erklärt dazu: „Angesichts des weiten und vielfältigen Spektrums menschlicher Ängste ist das Wort Gottes eindeutig: Wer Gott »fürchtet«, »hat keine Angst«. Die Gottesfurcht, die in der Heiligen Schrift als »Anfang der wahren Weisheit« definiert wird, fällt mit dem Glauben an Ihn zusammen, mit der heiligen Achtung vor seiner Hoheit über das Leben und die Welt. Ohne »Gottesfurcht« zu sein würde bedeuten, sich an seine Stelle zu setzen, sich als Herren über Gut und Böse, über Leben und Tod zu fühlen. Wer hingegen Gott fürchtet, verspürt in sich die Sicherheit, die das Kind im Arm seiner Mutter fühlt (vgl. Ps 131,2): Wer Gott fürchtet, bleibt auch inmitten der Stürme ruhig […].“ (RSB S. 283)

Ich weiß aus vielen Rückmeldungen, dass sich in den zurückliegenden Wochen, als ein Kirchgang nicht möglich war, in vielen Häusern diese Form von Hauskirche bewährt hat. Nicht als Ersatz für die Messe in der Pfarrkirche, aber als Vorbereitung und im Sinne eines Weckens und Nährens der Sehnsucht nach der Begegnung mit Christus in der Gemeinschaft der Kirche.“

(Bischof Rudolf Voderholzer am 21. Juni 2020)