Impuls vom 13.10.2012

Einen Augenblick lang

Einen Augenblick lang

leer
nackt
frei

stehe ich
vor
dir

einen Moment lang
besitzt mich nichts
weil ich nichts besitze

einen Augenblick lang
habe ich losgelassen
was mich hält

in aller meiner Verletzbarkeit
in all meiner Verwundbarkeit
stehe ich vor dir

ich gebe mich dir
bedingungslos
auf Gedeih und Verderb

stelle ich mich dir
nackt und entblößt
leer und frei zugleich

und bin
erfpllt von dir
einen Augenblick lang

und dann holt mich der Alltag wieder ein
Gedanken haben mich der nächste Termin
Menschen wollen von mir

ich streife mir den Pullover über
die Hände tun und machen
alles wie vorher aber ich weiß

einen Augenblick lang
war ich leer und frei
und du warst da

(Andrea Schwarz)


aus: Anselm Grün / Andrea Schwarz, Und alles lassen, weil Er mich nicht läßt. Lebenskultur aus dem Evangelium, Herder-Verlag 1997, S. 139 f.